Mittwoch, 11. Februar 2009

Drängelmacho trifft auf Meckerziege

Wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält – darüber sind Männer und Frauen oft ganz anderer Ansicht. Und so wird eine gemeinsame Autofahrt ganz schnell zum TÜV für die Beziehung.

„Mensch, kriech' doch nicht so. Auf der Autobahn gibt es keine Tempo-30-Zone!“ Da sitzt er wieder – mein ganz persönlicher Macho. Eigentlich ist er ja ein ganz netter Kerl, charmant und zuvorkommend. Und wenn er lächelt, strahlen seine Augen so warm, dass ich auch nach vier Jahren immer noch hin und weg bin, so wie am ersten Tag.

Aber von seinem anziehenden Wesen istim Moment nichts mehr zu sehen. Die Stirn vorwurfsvoll in Falten gelegt und die Mundwinkel mißbilligend herabgezogen, faucht er mich an: „Das ist 'mal wieder typisch Frau am Steuer!“

Das sitzt. Kein Wunder, dass viele Frauen nicht gern autofahren, wenn ihr Herzallerliebster neben ihnen thront. Aber Hand auf’s Herz, liebe Damen – umgekehrt funktioniert es auch nicht besser, oder?

Sitzt mein Freund am Steuer, werde ich schnell zur Meckerziege. Meiner Ansicht nach fährt er viel zu rasant und übersieht so manche potentielle Gefahr, die mein vorsichtiges Auge natürlich längst erfasst hat. Er dagegen meint, er habe alles im Griff, und erregt sich über seine ängstliche Beifahrerin, die geräuschvoll die Luft einzieht, mithilfe eines imaginären Pedals für ihn mitbremst und ihn ganz aus dem Konzept bringt.

Und was lernen wir daraus? Etwa, dass Männer und Frauen einfach nicht zusammenpassen, wenn’s ums Autofahren geht? Von wegen: Das Problem sind – na klar – einzig und allein die Männer. Ihr machohaftes Gehabe als Fahrer und Copilot nervt nicht nur, es ist auch völlig unbegründet.

Etliche Frauenzeitschriften haben schon Umfragen zum Thema gemacht. Und darin zeichnet sich vor allem eines ab: Die meisten Frauen finden, dass der Umgang im Straßenverkehr immer rüder und rücksichtsloser wird. Hauptangeklagte: die Drängelmachos. Sie fahren viel zu dicht auf, betätigen die Lichthupe, als müssten sie SOS morsen, und bringen sich und andere damit in Gefahr. Klar, dass Autofahrerinnen sich dadurch belästigt fühlen.

Doch den Verkehrsrüpeln geht das am Allerwertesten vorbei. Ich hör sie schon rufen: „Ihr Frauen könnt ja zuhause bleiben, wenn es Euch auf unseren Straßen nicht gefällt!“ Ganz ruhig bleiben, meine Herren, lest erstmal weiter. Es gibt für Euch noch ordentlich was zu verdauen.

Die Technische Universität Dresden hat nämlich herausgefunden, dass das Unfallrisiko bei alleinfahrenden Männern doppelt so hoch ist wie bei alleinfahrenden Frauen. Und damit nicht genug: Mit einer Frau als Copilotin chauffieren Männer deutlich sicherer. Im Vergleich zu alleinfahrenden Männern sinkt das Unfallrisiko um bis zu 75 Prozent. Auch das hat die Dresdener Studie ergeben.

Und dazu fällt mir eigentlich nur noch eines ein: Her mit den Autoschlüsseln!

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